Ackerland ist die Grundlage der Welternährung.
Insbesondere im Globalen Süden bedroht Land Grabbing die Lebensgrundlage vieler Bäuerinnen und Bauern. Durch großflächige Landnahmen sichern sich Investor:innen Ackerland, das zuvor der lokalen Bevölkerung zur Ernährung und Existenzsicherung diente. Zumeist werden dann Futter– und Lebensmittel für den Export angebaut. Dass das überhaupt möglich ist, ist das Ergebnis mangelhaft durchgesetzter oder fehlender Landrechte. Kleinbäuer:innen, Indigene oder Nomaden werden gewaltvoll vertrieben und der weltweite Hunger wird durch Großprojekte weniger Investor:innen und Land Deals verschärft.
Landkonzentration ist ein globales Phänomen, aber der Kampf um Boden verschärft sich auch hierzulande drastisch.
Wir fordern:
bezahlbares Land für landwirtschaftliche Nutzung
Die Landpreise müssen bezahlbar bleiben, um den landwirtschaftlichen Betrieben eine nachhaltige Existenz zu ermöglichen.
Es ist unerlässlich, dass der Verkauf keine landwirtschaftsfernen Investoren begünstigt und stattdessen den Vorrang für landwirtschaftliche Nutzung und bäuerliche Betriebe gewährleistet und die Belastungen durch doppelte Grunderwerbssteuern vermieden werden.
geimeinwohlorientierte Verpachtung von Ackerland
Für die Landvergabe soll es klare Vergabekriterien geben, die die gemeinwohlorientierte Verpachtung von Land fördern. Diese Kriterien sollen den Schutz von Klima und Artenvielfalt berücksichtigen sowie die Interessen bereits ansässiger bäuerlicher Betriebe und Existenzgründer:innen angemessen berücksichtigen. Die bisherige Praxis, Land an den Höchstbietenden zu vergeben, hat zu dramatischen Bodenpreisanstiegen und einer Konzentration von Agrarland in den Händen weniger geführt.
News zur Kampagne: Zugang zu Ackerland
Höfesterben – Riesenkonzerne verdrängen Familienbetriebe
In Europa besitzen lediglich 3% der landwirtschaftlichen Betriebe über 50% der Fläche [1]. Seit 2005 sind die Kaufpreise in Deutschland im Schnitt um mehr als 190% gestiegen [2]. Land wird knapper, teurer und ist immer ungleicher verteilt. Diese Entwicklungen befeuern das kontinuierliche Höfesterben in Deutschland. Allein von 2007 bis 2016 musste hierzulande jeder dritte Hof schließen, die Gesamtzahl der Höfe hat sich in den letzten 20 Jahren halbiert [3].
Die Gründe für die Zuspitzung am Bodenmarkt sind divers: natürliche Knappheit von Boden, fortschreitende Degradierung, Flächenversiegelung und die steigende Nachfrage nach Land. Problematisch sind besonders die Landkäufe durch außerlandwirtschaftliche Investor:innen, für die Land als langfristig sichere und rentable Anlagemöglichkeit fungiert.
Insbesondere die zunehmenden Übernahmen ganzer landwirtschaftlicher Betriebe sowie deren Flächen mittels sogenannter „Share Deals“ (Anteilskäufe von Betrieben) durch Investor:innen tragen zur steigenden Konzentration von Agrarland in den Händen von Wenigen bei. Land wird zum Spekulationsobjekt für finanzstarke Akteure [4].
Steigende Preise und wenige junge Landwirte und Landwirtinnen
Ortsansässige und bäuerlich wirtschaftende Betriebe haben es hingegen immer schwerer, an Acker- und Grünlandflächen zu kommen. Die steigenden Pacht- und Kaufpreise sind aus der landwirtschaftlichen Produktion zum Teil gar nicht mehr zu bezahlen. Zugang zu Kapital und Land sind dabei auch für junge Menschen, die sich eine Existenz in der Landwirtschaft aufbauen möchten die größten Hürden. Wir brauchen aber mehr Junglandwirte und Junglandwirtinnen für die Zukunft einer bäuerlichen Landwirtschaft − in Europa sind nur 6 % der Landwirt*innen unter 35 Jahre alt [5]!
Schließlich ist der Zugang zu Ackerland eine notwendige Voraussetzung dafür, dass Bäuer:innen Land selbstbestimmt, vielfältig strukturiert sowie ökologisch nachhaltig bewirtschaften können. Eine Vielzahl von Betrieben garantiert eine Vielfalt im Anbau und damit eine strukturreiche Kulturlandschaft mit hohem Wert für die Biodiversität.
Die Zeit drängt! Wir brauchen neue Ideen und fordern ein Umdenken in der Agrarpolitik, um den Zugang zu Land für (Jung-)Bäuer:innen wiederherzustellen und damit positive Effekte für Umwelt und Biodiversität und in strukturschwachen Regionen zu erzielen.
Quellen
[1] EURSTAT: Agriculture, forestry and fishery statistics
[2] Quelle: Statistisches Bundesamt (Destatis) (2020): Land- und Forstwirtschaft, Fischerei – Kaufwerte für landwirtschaftliche Grundstücke; Fachserie 3 Reihe 2.4. Abrufbar unter: https://www.destatis.de/DE/Themen/Wirtschaft/Preise/Baupreise-Immobilienpreisindex/Publikationen/Downloads-Bau-und-Immobilienpreisindex/kaufwerte-landwirtschaftliche-grundstuecke-2030240197004.pdf?__blob=publicationFile
[3] https://www.agrarheute.com/management/betriebsfuehrung/heuchelei-hoefesterben-559691
[4] ALDI kauft dadurch mal eben einen Betrieb samt dessen Flächen von 6.000 ha in Sachsen-Anhalt, obwohl der direkte Kauf der Fläche untersagt werden könnte.
[5] EURSTAT (2020): Agriculture, forestry and fishery statistics. Dezember 2020. S. 24. Abrufbar unter https://ec.europa.eu/eurostat/documents/3217494/12069644/KS-FK-20-001-EN-N.pdf/a7439b01-671b-80ce-85e4-4d803c44340a?t=1608139005821
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Das Bündnis Junge Landwirtschaft setzt sich für die Interessen von jungen Gründer:innen in der Landwirtschaft ein.
Die Arbeitsgemeinschaft bäuerliche Landwirtschaft (AbL) ist eine bäuerliche Interessenvertretung, die für eine nachhaltige, sozial- und umweltverträgliche Landwirtschaft eintritt. Denn Vielfalt auf dem Acker und eine bäuerliche Landwirtschaft sind die Grundlage, um über unsere Ernährung selbst zu bestimmen.
Zum Weiterlesen
- Agrarwende konkret – Wie wir die Landnutzung lokal umgestalten. FINC – in Kooperation mit dem Aktionsbündnis Unser Land schafft Wandel. 2019.
- Your land, my land, our land: Grassroots strategies to preserve farmland and access to land for peasant farming and agroecology. Nyéléni Europa & Central Asia. April 2020.
- Bodenmarkt und Kapital: Korrektur gravierender Fehlentwicklungen notwendig. Positionspapier der Kommission Bodenschutz beim Umweltbundesamt (KBU). 2019.