Welchen Schaden verursacht die Massentierhaltung?
Die Massentierhaltung in Deutschland verursacht etwa 66% der Treibhausgasemissionen im nationalen Landwirtschaftssektor. Weltweit sind es mehr als 14,5 % der globalen THG-Emissionen.
Ursachen sind u.a.:
- Landnutzungsänderungen, wie das Trockenlegen von Mooren für die Massentierhaltung oder das Abholzen von Regenwald für die Futtermittelproduktion
- Emissionen durch den Transport von Futtermitteln und Fleischerzeugnissen
- Fleischverarbeitung
- Emissionen durch die Tiere selbst
Umweltbundesamt und Zukunftskommission Landwirtschaft (ZKL) (1) stellen klar, dass die Nutztierzahlen in Deutschland gesenkt werden müssen, um Klima und Umwelt zu schützen!
50 % weniger schreibt das Umweltbundesamt.
Laut „Planetary Health Diet“ der EAT-Lancet Komission (2) müssen die Menschen in Europa bis 2050 80-90 % weniger rotes Fleisch und 50% weniger Milchprodukte essen, um die Gesundheit von Menschen und planetare Grenzen zu schützen. Trotzdem bleibt auch die neue Bundesregierung im Koalitionsvertrag unkonkret, wie das gelingen soll! Stützen könnte sie sich auf die sog. Borchert-Kommission, die Geld für mehr Tierwohl locker machen will. Um den Systemwechsel einzuleiten, fordern wir:
Die Investitionen in mehr Tierwohl müssen an die drastische Reduktion von Tierzahlen und den Erhalt bäuerlicher Betriebe gekoppelt werden!
(1) Die ZKL wurde von der ehemaligen Kanzlerin Merkel einberufen. Sie ist ein Expert:innengremium aus 40 Akteur:innen von Verbänden und Organisationen des Agrar- und Ernährungssektors. Die Kommission hat Vorschläge erarbeitet wie die Landwirtschaft zukunftsfähig umgestaltet werden kann.
(2) Die Eat-Lancet Kommission besteht aus international renommierten Expert:innen, die wissenschaftliche Grundlagen erarbeitet haben für eine Transformation des globalen Ernährungssystems. Unter anderem hat die Kommission berechnet, wie unsere Ernährung zukünftig aussehen muss, damit wir Klima- und Umwelt nicht unumkehrbar zerstören.
Wer verdient am Billigfleischsystem und der Massentierhaltung?
Zunehmend bestimmen wenige Fleischkonzerne, welches Fleisch in den Regalen liegt und wie es produziert wird. Neben der Schlachtung übernehmen sie auch die Feinzerlegung und Verarbeitung sowie Futter- und Kükenproduktion und verdrängen kleinere Betriebe aus der Wertschöpfungskette.
Mit steigender Marktmacht diktieren Konzerne wie PHW und Tönnies die Preise für Produzent:innen, die nicht mehr auf andere Absatzwege ausweichen können. Dadurch können Bäuer:innen ihre Produktionskosten kaum mehr decken und werden in den Ruin getrieben. Die Folge: Das Höfesterben geht weiter.
In den letzten 10 Jahren haben bspw. bereits 47% der schweinehaltenden Betriebe aufgegeben, − v.a. kleinere Betriebe, die dem Preisdruck nicht standhalten konnten. Währenddessen ist der Durchschnitt der Schweine pro Betrieb im vergangenen Jahrzehnt von 818 auf 1268 gestiegen. Die Massentierhaltung konzentriert sich auf immer weniger Betriebe.
Nur 3 Unternehmen (Westfleisch, Vion Food Germany & Tönnies) kontrollieren heute fast 60 % der deutschen Schweinefleischverarbeitung. Gleichzeitig kündigen Konzerne wie Tönnies an, mit staatlichen Tierwohlgeldern noch mehr Megamastanlagen bauen zu wollen. Diese zunehmende Konzentration von Marktmacht zum Nachteil von Bäuer:innen muss endlich gestoppt werden.
Was unternehmen Kleinbauern / Landwirte?
Das Billigfleischsystem samt der Orientierung auf Massentierhaltung und Massenproduktion und Weltmarkt spielt den Höfen täglich übel mit. Wütend und verzweifelt demonstrieren Bäuer:innen immer wieder gegen die Dumpingpreise des Lebensmitteleinzelhandels und der verarbeitenden Unternehmen wie der Molkereien und Schlachtereien.
Gleichzeitig zeigen viele bäuerliche Betriebe, dass sie andere Wege gehen wollen und auch schon wagen: Sie streiten für die Neugründung dezentraler Schlachthäuser, für faire Preise und damit für Rahmenbedingungen, die Tiere so tiergerecht wie möglich halten zu können.
Die Veränderungen, die wir brauchen, gelingen nur, wenn Menschen aus den Städten und vom Land sich zusammen tun.
Deshalb arbeiten wir eng mit engagierten Höfen zusammen. Bäuer:innen kommen in unserer Kampagne zu Wort. Wir zeigen ermutigende Beispiele für die Tierhaltungswende und rufen dazu auf, sie zu stärken und voran zu bringen. Wir unterstützen auch den Protest der Landwirt:innen für faire Preise und für weniger Milch und Fleisch.
Was ist die AMK?
Die Agrarminister:innenkonferenz (AMK) ist ein regelmäßiges Treffen der Agrarminister:innen des Bundes und der Länder in Deutschland. Sie findet zweimal jährlich statt – im Frühjahr und im Herbst; jedes Jahr in einem anderen Bundesland.
Hier kommen die Agrarminister:innen und Staatssekretär:innen der Länder und des Bundes zusammen, um über die Ausrichtung und Vorgehensweisen in der deutschen Land- und Forstwirtschaft zu diskutieren und zu entscheiden.
Aktion zur Agrarminister:innenkonferenz in Quedlinburg
Welche Chance gibt es auf der AMK für bessere Agrapolitik?
Dieses Jahr findet die AMK in Sachsen-Anhalt statt. Das trifft sich super, denn wir von Aktion Agrar sitzen hier in Magdeburg. Deshalb werden wir vor Ort sein und mit Nachdruck auf unsere Forderungen für die Abstockung der Tierzahlen und die Zukunft von Höfen gemeinsam mit euch Rabatz machen.
Vom 30.03. – 01.04.2022 findet die erste AMK nach dem Regierungswechsel in Magdeburg statt. Vorbereitet wird diese bereits am 19. und 20.01.2022. Deshalb startet jetzt unser Appell, damit das Vorbereitungsteam Druck bekommt unsere Punkte auf die Agenda zu setzen.
Dieses Jahr werden die Agrarminister:innen auch über Tierwohl und den Umbau unserer Nutztierhaltung diskutieren und entscheiden. Die Agrarminister:innen der Länder müssen bei ihren Diskussionen um staatliche Gelder für Tierwohlställe sicherstellen, dass dieses Geld wirklich Bäuer:innen zugute kommt und nicht Megafleischkonzernen wie Tönnies und Co. – Mittäter der Massentierhaltung.
Deshalb ist es wichtig, dass wir hier laut und mit Nachdruck deutlich machen, welche politischen Richtungsentscheidungen es braucht damit sich wirklich etwas zum besseren verändert und die Agrarwende endlich voran kommt – für Höfe, Klima-, Umwelt- und Tierschutz!
Wie können wir Druck machen bessere Tierhaltung?
- Teile unsere Aktion! Am 20.01. wird es bereits eine vorbereitende Videokonferenz für die anstehende AMK geben.
- Unterzeichne unseren Appell an den neuen Landwirtschaftsminister Cem Özdemir, in dem wir ihn auffordern den Lippenbekenntnissen schleunigst Taten folgen zu lassen.
- Komm mit uns zur AMK Ende März 2022 in Magdeburg und lass uns gemeinsam Druck machen für politische Richtungsentscheidungen für weniger Nutztiere und mehr Höfe!
- Steig mit uns aufs Rad und mach dir selbst ein Bild zum Thema: Nimm an unserer Aktionsradtour im Juli teil, bei der wir agrarpolitische Tatorte anfahren und mit Diskussionen und kreativen Aktionen auf unsere Forderungen aufmerksam machen.
- Bestell unser aktuelles Aktionsheft zu unserer Kampagne „Weniger Nutztiere – mehr Zukunft!“