Soja-Weltreise und Futtermittelimporte stoppen!
Das Boot schwankt leicht auf dem Mittellandkanal, als das Huhn zusteigt. Vor ihm häufen sich Sojabohnen in dem großen Kanu. Der Kameramann ist in Position. Am Freitag, 18. August 2023, demonstrierten wir in Haldensleben mit drei Booten und einem fünf-Meter-Banner gegen Futtermittelimporte, weil sie Menschen, Umwelt und Klima massiven Schaden zufügen.
Unser Aktionsvideo:
„MEGA“ steht in großen roten Buchstaben auf der gegenüberliegenden Seite des Kanals. Hier mixt die Tochter des Wiesenhofkonzerns Soja und Getreide zu Futtermitteln für Hühner, Puten und Enten. An fünf Standorten in Deutschland produzieren sie insgesamt 1,2 Millionen Tonnen pro Jahr. „MEGA“ gehört zur PHW-Gruppe, also dem mächtigen Wiesenhof-Konzern. Wichtigster Eiweißlieferant in den Futtermischungen ist Soja, das Wiesenhof laut eigenen Angaben zu 100 Prozent aus Brasilien kommen lässt.
Die Aktion gelingt gut, die Boote lassen sich auch mit dem Banner dazwischen gut manövrieren – vielleicht auch, weil es fast windstill ist an diesem Tag und der Kanal uns weder mit Wellen noch Strömung herausfordert. Die Aktionsbilder gefallen auch der Presse, die sich sehr für diese ungewöhnliche Aktion interessiert.
Unser Sojafrachter bringt Bewusstsein mitten auf den Marktplatz
Am Samstag sind wir ein zweites Mal vor Ort. Diesmal wenige Meter weiter in der Innenstadt von Haldensleben. Wieder ist es heiß. Unser kleiner „Sojafrachter“ liegt auf dem Marktplatz und lässt viele Leute neugierig näher kommen. Kinder lieben es, ihre Hände in den Bohnen zu versenken. Aber unser Soja ist ganz in der Nähe, in der Altmark auf einem ökologischen Betrieb gewachsen. Wir kommen mit vielen Menschen ins Gespräch, die unseren Forderungen zustimmen. Zwei haben selbst lange bei MEGA gearbeitet. Einer hält heute eigene Hühner, würde ihnen das MEGA-Futter aber nicht geben.
Unsere Aktionen bekamen viel Aufmerksamkeit: Denn der MDR berichtete, eine Zeitung aus dem Nachbarkreis nahm das Aktionsfoto vom Freitag ganz oben auf die Titelseite. Wir durften uns wahrscheinlich auch deshalb über die Aufmerksamkeit der Medien freuen, weil unser Thema Futtermittelimporte gerade Weltnachrichten gefüllt hatte:
In der Woche vor unserer Aktion endete der Amazonas-Gipfel der Anrainerstaaten zum Schutz des Amazonasgebietes enttäuschend. Allerdings ist nachvollziehbar, dass die Vertreter:innen der südamerikanischen Staaten keine Lust mehr haben auf Vorgaben aus Europa, wie sie mit ihren Wäldern umzugehen hätten, während europäische Unternehmen gleichzeitig massiv an der Zerstörung verdienen.
Hintergründe zu globalisierten Futtermittelimporten
Die globalisierte Industrie der Futtermittelimporte ist eine Katastrophe für Artenvielfalt und Klimaschutz. Denn auf einer Fläche so groß wie Deutschland, Österreich und die Schweiz zusammen wird Soja angebaut. Zudem kam allein im letzten Jahr eine Fläche so groß wie Niedersachsen hinzu. In den Anbauländern fallen Urwaldriesen für die Sojaplantagen und riesige Biotope wie die wertvolle Cerrado-Savanne werden zerstört. Das billige Tierfutter vernichtet Lebensräume für ungezählte Tier- und Pflanzenarten und die grüne Lunge unseres Planeten. Unser Protest gilt aber auch den Menschenrechtsverletzungen, für die nicht zuletzt PHW mit verantwortlich ist.
Im Zusammenhang mit den Rodungen und neuen Plantagen vertreiben Agrarunternehmen immer wieder Kleinbäuer:innen. Die Anwohner:innen der Plantagen leiden unter zahlreichen Krankheiten wegen des massiven Pestizideinsatzes in den Monokulturen. Wer massenhaft Soja kauft, kauft diese Verbrechen mit.
In Deutschland bringt das importierte Tierfutter weitere Probleme. Vor allem in den Hotspot-Regionen der Tierhaltung gefährdet der Nährstoffüberschuss Grund- und Oberflächenwasser.
Fleischkonzerne wie PHW / Wiesenhof
An all dem hat PHW/Wiesenhof einen großen Anteil, denn der Konzern hat die Hühnerproduktion komplett durchindustrialisiert. Er hat die bäuerliche Hühnerhaltung bis auf wenige Ausnahmen unwirtschaftlich gemacht. Infolgedessen mussten viele Höfe aufgeben. Die hochgezüchteten Tiere legen in kurzer Zeit stark an Gewicht zu. Soja aus Südamerika macht das möglich – für die Hühner aber bedeutet es eine Qual, ihr Körper wächst viel zu schnell.
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